Ein Netz, das trägt

Liebe Leserin, lieber Leser,

wer von seinem Netzwerk spricht, meint oft Beziehungspflege. Der Zweck eines Netzwerks ist es, den Kontakt mit Menschen zu pflegen und zu vertiefen, die uns für unser persönliches oder berufliches Fortkommen wichtig sind, die uns aber auch gesellschaftlichen Halt geben können. Beziehungspflege gehört auch zum Selbstverständnis von Kirche. Allerdings nimmt die Seelsorge bei ihrer Beziehungspflege eine grundsätzlich andere Perspektive ein. Unser Glaube äußert sich in der Hinwendung zum Menschen, und dabei ist es der oder die Nächste, um deren oder dessen Leben es geht.

Das gilt insbesondere für jene, die in unserer Welt der Nützlichkeits- und Effizienzerwägungen keinen Platz finden. Dazu gehören Kranke und Sterbende ebenso wie Menschen in lähmender seelischer Not, die jeglichen Halt verloren haben oder zu verlieren drohen. Zu ihnen und für sie knüpft die Kirche ein Netz. Es stellt zum einen Gemeinschaft her und zeigt, dass Gemeinde mehr ist als ein Ort im Umkreis eines Kirchturms. Zum anderen ist das Netz tragfähig und gibt Sicherheit. Für ein würdiges, selbstbestimmtes Leben in der Gemeinschaft, und zwar unabhängig von den materiellen Bedingungen.

Der vorliegende Finanzbericht stellt Formen der Seelsorge vor, die sich Menschen in besonderen Lebenssituationen zuwendet. Die Beispiele auf den folgenden Seiten zeigen dabei nur einen Ausschnitt aus dem breiten Spektrum der kategorialen Seelsorge. Sie ergänzt nicht nur die Seelsorge in den Kirchengemeinden. Sie ergänzt in vielen Fällen auch staatliche Systeme zur Pflege, Betreuung und Hilfe. Das gilt insbesondere in den Nischen und an den Rändern unserer Gesellschaft, die allzu oft aus dem Blick geraten.

Es sind Menschen, die dieses Netz täglich knüpfen. Neben den hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorgern möchte ich die vielen Frauen und Männer hervorheben, die sich, oft neben ihrem Beruf, ehrenamtlich in der Krankenhaus- und Hospizseelsorge, in der Notfall- und Telefonseelsorge engagieren und den Menschen beistehen. Sie bringen ihren Glauben zur Wirkung und verkörpern die lebendige Kirche in unserer Zeit. Ihnen gilt mein herzlicher Dank.

Es erfordert Kraft, ein Netz zu spannen und gespannt zu halten, damit es trägt. Erhebliche finanzielle Mittel sind nötig, um die Strukturen der Seelsorge zu erhalten und an den sich wandelnden Bedarf anzupassen. Das Bistum Aachen verfügt über diese Mittel und setzt sie umsichtig ein. Das zeigt der vorliegende Finanzbericht für das Jahr 2017. Die Unterstützung und Förderung von Seelsorge, Caritas und Bildung werden in erster Linie durch die Kirchensteuerbeiträge der Katholikinnen und Katholiken unseres Bistums gewährleistet. Auch ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Das Bistum Aachen ist gut vorbereitet, um sich dem Wandel unserer Zeit zu stellen. Auf einem festen Fundament stehend greifen wir die Veränderungen der Gesellschaft auf, in der Kirche lebt und wirkt. So können wir gemeinsam daran mitwirken, dass das Netzwerk Kirche auch in Zukunft trägt und seinen verlässlichen Beitrag leistet.

Ihr

Dr. Andreas Frick

Generalvikar

Gemeinde ist mehr als ein Ort im Umkreis eines Kirchturms.

Dr. Andreas Frick, Generalvikar

Auf einem festen Fundament stehend können wir die Veränderungen der Gesellschaft aufgreifen.